Das Hoftagebuch des Hauptmannes Heinrich von Silber
Familiärer, gesellschaftlicher und politischer Alltag am Hof des Landgrafen Friedrich VI. Joseph von Hessen-Homburg in den Jahren 1820 bis 1828
Vortrag in der Reihe „Aus dem Stadtarchiv. Vorträge zur Bad Homburger Geschichte“
Referent: Andreas Mengel
Der aus dem thüringischen Arnstadt stammende Heinrich von Silber (1788-1868) – im Mai 1828 in den Adelsstand erhoben – trat 1819 als Oberkommandierender des hessen-homburgischen Linien-Militärs (zuletzt im Range eines Oberstleutnants) in landgräfliche Dienste. Sein Nachlass, der im Stadtarchiv Bad Homburg aufbewahrt wird, besteht im Wesentlichen aus einem Tagebuch, das bald nach seiner Ankunft in Homburg (1820) beginnt und mit dem Jahr 1828 endet – also nahezu die gesamte Regierungszeit des Landgrafen Friedrich VI. Joseph abdeckt. Damit ergänzt es in hervorragender Weise die in großen Fragmenten erhaltene Homburger Chronik des Stadtarchiv-Gründers Johann Georg Hamel, dessen Aufzeichnungen die Jahre 1828 bis 1872 behandeln.
Im Tagebuch bleibt Silbers Verhältnis zur landgräflichen Familie und ihren Gästen immer respektvoll distanziert und stets überaus formal. Sein Dienstherr ist für ihn – wann immer er von ihm schreibt – „Seine Hochfürstliche Durchlaucht der souveräne Landgraf“, dessen Gattin „Ihre Königliche Hoheit die Frau Landgräfin“. Jede Person am Hofe und jeder adelige Besucher wird darin mit sämtlichen Titeln angeführt. Bestimmende Hauptthemen in Silbers Tagebuch sind die Ereignisse am Hof. Zu nennen sind hier unter anderem die häufigen Besuche der weit verzweigten Verwandtschaft, die Aufwartungen von Staatsmännern und Gesandten, Feste mit vielen Gästen, Beförderungen, Jagden sowie Ausfahrten nach Frankfurt und in den Taunus oder auch eine mehrwöchige Reise der landgräflichen Familie in das 1817 neu hinzugewonnene Oberamt Meisenheim am Glan (1825). Darüber hinaus erwähnt Silber aber auch wichtige stadtgeschichtliche Ereignisse wie die Anlegung der Elisabethenschneise (1821), die Errichtung des Gotischen Hauses (1823), die Setzung von Gedenksteinen (Adelheidsteine und Leopoldstein, 1825) und den Wiederaufbau des in Gelnhausen abgebrochenen Heiligen Grabes auf dem Reformierten Friedhof (1825).