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Historische Postkarten aus dem Stadtarchiv

Wo in Bad Homburg?

Mit dieser Frage haben die Stadt Bad Homburg und das Stadtarchiv im August 2023 eine neue Reihe auf Social Media gestartet. Immer donnerstags wird eine historische Postkarte mit einer bestimmten Stadtansicht gepostet und die Followerschaft befragt, wo sich dieser Ort in Bad Homburg befindet. Am Freitag kommt dann der Post mit der Auflösung und einem aktuellen Foto an gleicher Stelle.

Manche Orte – oder Teile der dortigen Bebauung – gibt es so nicht mehr. Andernorts scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Mit dieser Reihe begeben wir uns auf Spurensuche im Stadtgebiet.

Hier geht es zu den Social Media-Kanälen der Stadt Bad Homburg:

Facebook: https://www.facebook.com/badhomburg.de

Instagram: https://www.instagram.com/bad_homburg.de

Die Postkarten entstammen der Sammlung des Stadtarchivs. Diese umfasst rund 20.000 Ansichtspostkarten, die Besucherinnen und Besuchern auch zur Einsichtnahme in der Villa Wertheimber zur Verfügung stehen. Knapp 7.000 wurden bereits digitalisiert und können im Online-Findbuch eingesehen werden, weitere sind in Bearbeitung. Wer selbst ein bisschen online stöbern möchte, kann sich unter https://www.stadtarchiv-bad-homburg.findbuch.net umschauen.

1. Ecke Louisenstraße Waisenhausplatz, mit Blick Richtung Markplatz.

Der Fotograf steht auf der Louisenstraße – erkennbar an den Schienen, denn die Straßenbahn fuhr bis in die 1960er-Jahre bis zum Marktplatz. Linkerhand öffnet sich der Waisenhausplatz mit dem Eckhaus, in dem die 1882 gegründete Kolonialwarenhandlung Menges & Mulder ihre Waren anbot. Die gegenüberliegende Häuserzeile ist – bis auf die Fassaden der Ladenzeile – noch heute sehr gut erhalten. Vorne ist neben dem Friseurladen Henneberger die Färberei der Gebrüder Röver zu sehen, an der Ecke zur Audenstraße das Warenhaus Louis Stern.

Die Karte wurde kurz vor dem 1. Weltkrieg, im April 1914, verschickt.

Eintrag im Online-Findbuch: https://www.stadtarchiv-bad-homburg.findbuch.net/php/main.php#532030372e32x3235

2.  Blick von der Kaiser-Friedrich-Promenade durch den Schwedenpfad in Richtung Jubiläumspark

Der Fotograf steht auf der Kreuzung von Kaiser-Friedrich-Promenade und Schwedenpfad; im Vordergrund steht das Eckhaus Kaiser-Friedrich-Promenade 30, eine der ersten Kurvillen, die nach Fertigstellung des Kurhauses 1843 errichtet wurden. Sowohl der Zeichner der Baupläne, Carl Müller, als auch der Baumeister Jakob Friedrich Peipers waren auch am Kurhaus-Bau beteiligt. Bauherr war Regierungsassessor Georg Fenner, u.a. zuständig für die Unterzeichnung der Bauverordnungen in der Hessen-Homburgischen Regierung, der die Gunst der Stunde nutzte und sich in unmittelbarer Nähe des Kurhauses eine Kurvilla errichten ließ. Die Brüder Blanc als Spielbank-Pächter und Financiers von Kurhaus und Kurpark hatten eigentlich verlangt, dass die dem Park zugewandte Seite der Promenade unbebaut bleiben sollte, um einen ansprechenden Übergang von der Stadt in die Natur zu gewährleisten. Offenbar wurde Fenner jedoch von Geheimrat Ibell unterstützt, so dass der Petition der Brüder Blanc nicht stattgegeben wurde – eine kleine Intrigengeschichte, die in Joh. Georg Hamels Chronik zum Jahr 1843 überliefert ist.

Die zurückhaltend kolorierte Postkarte besticht durch die Personenstaffagen: ein kleines Mädchen mit Sonnenhut, eine junge Frau mit Kinderwagen, eine andere mit einem Kind an der Hand, ein Pferdewagen.

Eintrag im Online-Findbuch:

https://www.stadtarchiv-bad-homburg.findbuch.net/php/main.php#532030372e32x3632

3.  Institut Dr. med. Richard Croon (Auf der Steinkaut 21-23)

Im Januar 1956 gründete der Gießener Arzt Dr. Richard Croon in Bad Homburg-Gonzenheim ein Sanatorium, in dem er eine alternative Heilmethode, die Elektroneuraltherapie, anwandte. Sie gründete auf der Vorstellung von über 200 sogenannten „Reaktionsstellen“, an denen der menschliche Körper anders auf elektrische Einflüsse reagiert als an der umgebenden Haut. An diesen Stellen könne der behandelnde Arzt die sog. Widerstandswerte messen; seien diese deutlich höher als diejenigen gesunder Menschen, so versuchte er, sie durch Therapieanwendungen abzubauen.

Nur gut fünf Jahre nach der Gründung des Sanatoriums starb Dr. Croon; zunächst wurde das Institut an Dr. Joachim Brand verpachtet, bis 1977 der Sohn Dr. Croons, Rolf, die Leitung des Hauses übernahm.

Zu Dr. Richard Croon und dem von ihm gegründeten Sanatorium findet man in der Zeitgeschichtlichen Sammlung (S 09) und in det Zeitungsausschnittsammlung (S 06) weitere Informationen.

Die Karte wurde im März 1963 von einer Patientin nach Ostfriesland geschickt. Interessant ist auch der Poststempel, mit dem für eine Ausbildung beim Bundesluftschutzverband geworben wird.

Eintrag im Online-Findbuch:

https://www.stadtarchiv-bad-homburg.findbuch.net/php/main.php#532030372e32x2740

4. Hotel-Restaurant Schützenhof (Audenstraße 2-4)

Das Hotel-Restaurant Schützenhof gehörte zur ältesten Bebauung der erst in den 1850er Jahren angelegten Audenstraße (bis 1856: Trinkmannstraße). Im Stadtarchiv hat sich eine Akte über die Erteilung einer Gastwirtschaftskonzession an Franz Joseph Fanbach aus Hagenau von 1868 erhalten.

Der auf der Karte sichtbare schöne Jugendstilglasanbau wurde vermutlich 1922 errichtet; zuvor befand sich dort eine Kegelbahn.

Im April 1911 wurde im Restaurant Schützenhof das 50-jährige Jubiläum der Homburger Zeitung „Taunusbote“ gefeiert. Im Stadtarchiv kann man sich die Menu-Karte zum Festschmaus ansehen.

Die Ansichtspostkarte wurde niemals verschickt. Stattdessen hat sie jemand mit einer kleinen Notiz versehen: „Eingang, Gittertor, über das ich Sonntags nach 11 Uhr hinüberklettern muß. Rechts Gaststube, Mitte Garten, links (nicht mehr auf dem Bilde) Fremdenzimmer u. Speisesaal.“ Wer dieser Kletterkünstler gewesen ist und was zu seinen sonntäglichen Klettertouren führte, wird uns leider für immer verborgen bleiben.

Eintrag im Online-Findbuch:

https://www.stadtarchiv-bad-homburg.findbuch.net/php/main.php#532030372e32x2727

5.  Wohnhaus (Gymnasiumstraße 14) / Ecke Ottilienstraße, gegenüber Lyzeum

Das Kartenbild entstand im Atelier des Homburger Fotografen Willy Dannhof; es zeigt das Wohnhaus Gymnasiumstraße 14 an der Ecke von Gymnasium- und Ottilienstraße nicht weit vom Jubiläumspark. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts im Auftrag des Bauunternehmers Carl van Venrooy errichtet, diente es unter dem Namen „Villa Badenia“ in der Zeit bis zum 1. Weltkrieg als vornehme Kurunterkunft. Auch in den 1970er Jahren empfing das „Haus Bauer“ im 1. Obergeschoss Kurgäste; im Erdgeschoss wohnten die Hoteliers Marga und Herrmann Bauer.

Die Postkarte wurde offenbar nicht versendet, sondern diente zur Weitergabe von Anweisungen der Dame des Hauses, Margot Hoesfeld, an ihre Schneiderin: „Ich meine es sei hübscher wenn Sie den Spitzeneinsatz direkt an den Ärmel setzen + dann als Abschluß erst den gestickten Leinen-Bund.“ Das Ehepaar Hosfeld kam 1908 aus Waldsassen nach Homburgund wohnte zunächst im Hotel Saalbau auf der Louisenstraße. Im gleichen Jahr ist das Paar dann als Eigentümer der Villa Badenia nachweisbar.

Eintrag im Online-Findbuch:

https://www.stadtarchiv-bad-homburg.findbuch.net/php/main.php#532030372e32x2819

Blick durch die Haingasse in Richtung Höhestraße, kurz vor der Kreuzung der Elisabethenstraße

Der Fotograf steht mitten auf der Haingasse und schaut in Richtung Höhestraße; gut erkennbar ist die Kreuzung der Elisabethenstraße mit dem noch erhaltenen Eckhaus Elisabethenstraße 14 mit dem abgeschrägten Zugang. Das langgezogene Gebäude rechterhand beherbergte um die Jahrhundertwende das Hotel „Frankfurter Hof“ (Elisabethenstraße 19). Bei dem im Vordergrund erkennbaren Laden dürfte es sich um die Kohlen- und Flaschenbierhandlung Hettinger handeln; am Eckhaus der Elisabethenstraße weist ein Schild auf die Lohnkutscherei Fritz Schickt hin. Folgt man der Haingasse weiter, so stößt man auf das Ecktürmchen des noch erhaltenen Eckhauses zur Höhestraße (Nr. 2).

Johannes Uhlig schickte die Karte vom Festessen des Stenographen-Vereins „Stolze-Schrey“ an ein Fräulein Emilie Becker. Im Stadtarchiv werden Unterlagen dieses Vereins aufbewahrt (Bestand V 01 Nr. 57-59 und 64).

Eintrag im Online-Findbuch:

https://www.stadtarchiv-bad-homburg.findbuch.net/php/main.php#532030372e32x2820

Kreiskrankenhaus Obertaunus (um 1950)

Blick auf das Kreiskrankenhaus Obertaunus, 1902-1904 als "Allgemeines Krankenhaus", nach Plänen des Bielefelder Baurats Friedrich Graeber (Bielefeld), erbaut.

Das alte Homburger Krankenhaus verdankte seine Entstehung einer „höchsten Entschließung“ des Landgrafen Philipp, es wurde 1851 mit 40 Betten in der Elisabethenstraße eröffnet. Um die Jahrhundertwende waren die räumlichen Verhältnisse dort so unzureichend geworden, dass die „Amtsarmenkommission“ beschloss, auf einem geeigneten Platz außerhalb des Stadtbezirkes ein mit allen neuzeitlichen Einrichtungen versehenes, modernes Krankenhaus zu errichten. Am 25. Oktober 1904 konnte das neue „Allgemeine Krankenhaus“ an der Taunusstraße eingeweiht werden.

Die Architektur ist in „romanisierenden“ (so der Architekt) Bauformen gehalten. Beim Hauptgebäude tritt der Mittelbau mit zwei flankierenden Türmchen weit hervor, die Veranden öffnen sich in Bogenhallen; die Seitenflügel sind mit Giebeln bekrönt. Der Stil erinnerte in Teilen an einen Kirchenbau. Im Taunusboten vom 26. Oktober 1904 findet sich dazu eine interessante Notiz: „Das Fenster im Haupttreppenhaus malte Ferdinand Müller in Quedlinburg“. Die Kunstanstalt für Glasmalerei Ferdinand Müller zählte im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert zu den bedeutendsten evangelischen Glasmalereiwerkstätten nicht nur in Mitteldeutschland. Die Fenster befinden sich heute im Städtischen historischen Museum im Gotischen Haus und werden nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten „Glanzlichter“ der neuen Ausstellung bilden

Geführt wurde das Krankenhaus zunächst von Diakonissinnen des Wiesbadener Paulinenstiftes, die 1913 von der Schwesternschaft des Roten Kreuzes abgelöst wurden. 1928 übernahm der ehemalige Obertaunuskreis die Trägerschaft.

Ab den späten 1950er und frühen 1960er Jahren erfolgte kontinuierlich der Abriss des Altbaus und der Neubau des „Kreiskrankenhauses“ das der Urseler Straße zugewandt war. Der Verwaltungstrakt wurde erst in den späten 1970er Jahren abgerissen und 1978 durch einen Neubau ersetzt.

Das Kreiskrankenhaus ging 2014, mit neuem Standort, in die „Hochtaunuskliniken“ über.

Einträge im Online-Findbuch:

https://www.stadtarchiv-bad-homburg.findbuch.net/php/main.php?ar_id=3716#532030372e32x3708