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Spatenstich für den Neubau Kläranlage
Aktuelles – 07.12.2022

Spatenstich für den Neubau Kläranlage

Auftakt: Ober-Eschbach bekommt eine neue und moderne Kläranlage.
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#badhomburg

Bad Homburg v. d. Höhe. Noch bevor das Jahr dahingeht, fällt der Startschuss für ein großes Bauprojekt in Bad Homburg: Mit einem feierlichen Spatenstich wurde der Neubau der Kläranlage in Ober-Eschbach eingeläutet.

 

„Der Spatenstich war für das zweite Halbjahr 2022 angesetzt und so wird nun auch rechtzeitig und plangemäß die Schaufel angesetzt“, freut sich Oberbürgermeister Alexander Hetjes, dass es am Sauereck nun losgeht. „Nach der Fertigstellung wird Bad Homburg eine der innovativsten und fortschrittlichsten Kläranlagen in dieser Größenordnung in ganz Deutschland haben“, so das Stadtoberhaupt. Bis dahin wird aber noch ein wenig Zeit vergehen; das gesamte Bauvorhaben wird etwa sechs Jahre dauern.

 

Die aktuelle Kläranlage ist den künftigen Aufgaben und Einwohnerwerten nicht mehr gewachsen. Manche Bereiche stammen noch von 1954, damals wurde die 1926 errichtete Anlage ausgebaut. Dies führt dazu, dass Ersatzteile eine lange Lieferzeit haben, oder gar nicht mehr produziert werden. Zudem ist die Technik aus energetischer Sicht nicht mehr zeitgemäß und perspektivisch der Größe und den Bedürfnissen Bad Homburgs nicht mehr gewachsen. So ist die jetzige Anlage mit dem Zulauf bereits am Limit und auch der Ablauf in den Eschbach wird den Anforderungen des Regierungspräsidiums auf lange Sicht nicht mehr gerecht werden.

 

Start mit zwei biologischen Reinigungsbecken

 

Den Neubau erleichtert der glückliche Umstand, dass die jetzige Fläche des Kläranlagenareals erweitert werden kann – um die angrenzenden Gebiete ehemalige Jugendfeuerwehr und dem seit Anfang November geschlossenen Wertstoffhof. Zuvor wurden Untersuchungen durchgeführt, die eine Belastung des Bodens durch die vorherige Nutzung ausschließen.

 

Los geht es nun mit der ersten Baumaßnahme auf dem ehemaligen Areal der Jugendfeuerwehr. Dort wird eine Baugrube für die zwei biologischen Reinigungsbecken (Belebungsbecken) ausgehoben. Im Klärbetrieb ist dies die zweite Stufe – nach der mechanischen Klärung – baulogistisch muss hier aber der „zweite Schritt vor dem ersten“ gemacht werden, da man sich andernfalls selbst zubauen würde.

 

Damit die bis zu sieben Meter tiefen Becken gebaut werden können, wird das angrenzende Erdreich mit einer umlaufenden Bohrpfahlwand gesichert. Für die Herstellung der Wände müssen 15 Meter tiefe Bohrungen gemacht und der Bereich mit Beton ausgegossen werden. Danach werden ca. 25.000 Kubikmeter Erde bewegt und weggefahren. Die Abfuhr des Erdaushubs erfolgt direkt über den Ostring. Die Baukosten für dieses Teilprojekt liegen bei rund 2,7 Millionen Euro, die Bauzeit ist bis Mai 2023 vorgesehen.

 

Parallel dazu wird unterhalb davon die alte Lager- und Fahrzeughalle abgerissen. Diese ist ebenfalls in die Jahre gekommen und muss platztechnisch dem künftigen Technikgebäude 1 weichen. Die neue Lager- und Fahrzeughalle wird auf der anderen Seite des jetzigen Verwaltungsgebäudes gebaut.

 

Weitere Bauphasen

 

  • Im zweiten Bauabschnitt entstehen das neue Technikgebäude 1 mitsamt Trafostation, Fettfang, Sandfang und das Vorklärbecken (mechanische Klärung) am Standort der alten Lager- und Fahrzeughalle.
  • Auf dem ehemalgien Wertstoffhofareal wird im dritten Abschnitt das neue Betriebsgebäude gebaut. Wenn diese Phase abgeschlossen ist, gehen die neugebauten Kläranlagenteile in Betrieb.
  • Danach folgt im vierten Abschnitt der Abbruch des alten Rechengebäudes, Fettfangs und Sandfangs, des alten Vorklärbeckens, einer biologischen Stufe sowie des alten Betriebsgebäudes.
  • Bauabschnitt fünf besteht aus dem Bau des Technikgebäudes 2 und des Membran Biologie Reaktors (MBR). Der MBR wird das „Herzstück“ der neuen Kläranlage sein.

 

Die Unterteilung des Großprojekts in diese Abschnitte gewährleistet den laufenden Klärbetrieb während der gesamten Bauzeit.

 

Die Gesamtdauer des Bauprojekts ist mit rund sechs Jahren veranschlagt, die Kosten liegen bei ca. 60 Millionen Euro. Maßgeblich an dem Projekt beteiligt sind das Planungsbüro Sweco, die Ingenieurgesellschaften Schmidt-Bregas und Dahlem sowie für das erste Projekt der Baudienstleister Implenia.

 

Über den Prozessstand wird die Stadt Bad Homburg auf ihrer Homepage fortlaufend informieren.

 

Qualität des Wassers wird erhöht

 

Bei dem Neubau geht es nicht mehr nur um die Eliminierung von den im Abwasser befindlichen Stickstoffen und Phosphorverbindungen, sondern auch um eine erhebliche Reduzierung der Belastung durch Mikroschadstoffe und Keime. So werden künftig auch Rückstände von Medikamenten ganzheitlicher aus dem Abwasser entfernt. Auch die Ressource Trinkwasser ist in diesem Zusammenhang zu einem sehr wichtigen Thema geworden.

 

Durch den geplanten Membran Biologie Reaktor wird das gereinigte Abwasser so gut, dass die bisherige Belastung des Eschbachs positiv beeinflusst werden wird. Darüber hinaus kann das Abwasser künftig direkt als Brauchwasser genutzt werden (z.B. für die Bewässerung der städtischen Grünanlagen). Ein weiterer wichtiger Grund, der für den Bau des MBR spricht, ist der geringere Platzbedarf. Dadurch wird sichergestellt, dass die Kläranlage am Standort bleiben kann und sogar langfristig Erweiterungspotential hat.

 

Kurz erklärt: So funktioniert eine Kläranlage

 

Mehr als 6,5 Millionen Kubikmeter Wasser werden jährlich in der Bad Homburger Kläranlage gereinigt. Den Wasserhahn aufzudrehen oder die Toilettenspülung zu benutzen, das sind für uns alltägliche Vorgänge. Doch was passiert danach?

 

  • Die Abwässer fließen in der Kläranlage zunächst in eine Wasserstraße und durchlaufen dort das Rechensieb. Dieses filtert grobe Abfälle wie zum Beispiel Essensreste heraus. Dann kommt der Sand- und Fettfang; auf einer Strecke von 25 Metern werden hier kleinere Rückstände wie Erbsen, Mais oder auch Sand sowie Fette herausgefiltert.
  • Danach folgt die Vorklärung. Hier durchströmt das Wasser vertikal ein Becken, in dem sich organische Bestandteile absetzen und in sogenannte Faulbehälter gepumpt werden. Nach diesem Vorgang ist die mechanische Klärung abgeschlossen und das Wasser von den gröbsten Verunreinigungen befreit.
  • Nun geht es an die biologische Reinigung: Mikroorganismen nehmen Bestandteile des Abwassers in ihren Stoffwechsel auf und reinigen diese dadurch auf natürliche Weise. Dazu gehört etwa das Hinzufügen von großen Mengen Sauerstoff und die Umwandlung von Ammonium bis teilweise elementarem Stickstoff.
  • In der dritten Stufe geht es dann an die chemische Reinigung. Die Rückstände, die von den Mikroorganismen nicht „gefressen“ werden konnten, werden hier mittels Aluminiumhydroxychlorid eliminiert. Im Anschluss durchfließt das Wasser die unterirdische Nachklärung und dann schließlich in Brauchwasserqualität in den Eschbach.

 

Für den gesamten Prozess durchläuft das durchschnittlich ankommende Abwasser etwa einen Tag die verschiedenen Stationen der Kläranlage.