Bad Homburg. „36 Grad, und es wird noch heißer.“ Vor 15 Jahren klang diese Zeile aus einem Song von 2raumwohnung wie eine Utopie – heute sind solche Temperaturen und Hitzesommer Realität. Hinzu kommt, dass kaum Niederschlag fällt. Die Gleichung ist einfach: Große Hitze führt zu großer Trockenheit und das zu Wassermangel. „Auch in Bad Homburg ist der Trinkwasserverbrauch in Bad Homburg wieder stark angestiegen und liegt deutlich über dem Durchschnittsverbrauch“, sagt Bürgermeister und Nachhaltigkeitsdezernent Dr. Oliver Jedynak. Deshalb rufe die Stadt Bad Homburg auch immer wieder zu schonendem Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser auf.
Erst kürzlich wurde die Wasserampel, die aktuell auf Gelb steht, sowohl auf der Homepage der Stadt als auch in der Bad Homburg App verankert – verbunden mit Tipps zum schonenden Umgang mit Wasser. In einem nächsten Schritt wurden jetzt vor dem Seedammbad und am Bahnhof echte (Wasser-)Ampeln aufgestellt, die der Bürgerschaft die Dringlichkeit der Thematik vor Augen führen sollen. Ein QR-Code auf einem Hinweisschild erklärt die Zusammenhänge. Jedynak: „Wir wollen und müssen alle Mittel nutzen, um die Bürgerinnen und Bürger zu sensibilisieren.“
Ein weiteres Element, die Bürgerschaft auf die prekäre Wassersituation hinzuweisen, sind die LED-Info-Tafeln an den Stadteingängen, auf denen ebenfalls um einen sparsamen Umgang mit Wasser gebeten wird. Hinzu kommt, dass Mitarbeitende der Stadtwerke die verbrauchten und vorhandenen Wassermengen täglich überprüfen, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Dr. Jedynak betont, dass die Brunnen im Stadtgebiet weiterhin in Betrieb bleiben. Die Brunnen stellen einen geschlossenen Kreislauf dar, bei dem lediglich eine sehr kleine Menge an Wasser durch Verdunstung verloren geht. „Damit tragen die Brunnen zumindest ein wenig zu einer Verbesserung der klimatischen Situation im Stadtgebiet bei“, so der Bürgermeister. Lediglich der Brunnen am Bahnhof wurde bereits abgeschaltet. Hintergrund: Aufgrund von permanenter Verunreinigung muss das Wasser an diesem Brunnen im Normalfall regelmäßig ausgetauscht werden.
Schreiben an alle Sportvereine
Zudem hat der Bürgermeister ein Schreiben aufgesetzt, in dem er alle Sportvereine darum bittet, ebenfalls alle Maßnahmen zu ergreifen, um den Wasserverbrauch zu senken. „Die maximal zur Verfügung stehende Menge an Trinkwasser wird aktuell voll ausgeschöpft. Weitere Bedarfe können nur noch durch eine Erhöhung der Eigengewinnung abgedeckt werden, was sich wiederum kurzfristig negativ auf das vorhandene Wasserangebot auswirkt“, so Dr. Jedynak. Aktuell könne der hohe Bedarf gerade noch durch die Steigerung der Eigengewinnung gedeckt werden. Dennoch müsse unbedingt sparsam mit Trinkwasser umgegangen werden, bevor die Wasserampel auf Rot gestellt werden muss.
In dem Schreiben appelliert der Bürgermeister an die Vereinsvorstände und Mitglieder, „dort, wo es geht, Trinkwasser zu sparen“. So sollte darauf geachtet werden, dass beim Duschen nach dem Sport nicht permanent das Wasser läuft; die Sportplätze nach Möglichkeit nicht mit Trinkwasser, sondern mit Brauchwasser und auch nur maximal zwei Mal die Woche bewässert werden. Jedynak: „Ein Totalschaden des Rasens sollte natürlich vermieden werden.“
Des Weiteren empfiehlt die Stadt – soweit noch nicht vorhanden - den Einbau von Wasserspararmaturen. Um Trinkwasser zu sparen, soll für die Toilettenspülung ebenfalls nur Brauchwasser verwendet werden. Hier empfiehlt es sich, Speicherkapazitäten für Niederschlagswasser zu schaffen.
„Bitte motivieren Sie Ihre Mitglieder an den Sparmaßnahmen mitzuwirken, damit alle ihren Teil dazu beizutragen, um das kostbare Gut Wasser für uns alle zu bewahren und zu verhindern, dass ein Trinkwassernotstand in unserer Stadt ausgerufen wird“, so Dr. Jedynak abschließend. Ein Trinkwassernotstand hätte übrigens zur Folge, dass die Plätze gar nicht mehr bewässert werden dürften und eine Bewässerung eine Ordnungswidrigkeit darstellen würde.
Wie gesagt: Aktuell steht die Bad Homburger Wasserampel auf Gelb. Der Wechsel auf Rot kommt, wenn der Wasserverbrauch über mehrere Tage einen gewissen Grenzwert überschreitet, auch die Wetterprognose spielt bei der Einschätzung der Lage eine wichtige Rolle. Springt die Ampel auf Rot, bedeutet das, dass die Stadtwerke die Eigenförderung nicht mehr erhöhen können und die maximal mögliche Fremdwassermenge ausgeschöpft ist. Zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung und der Bereithaltung von Löschwasserreserven ist dann eine unverzügliche und deutliche Reduzierung des Trinkwasserverbrauches zwingend notwendig.
Nach der roten Ampel kommt direkt der Trinkwassernotstand. Grundlage hierfür ist die „Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe über die Einschränkungen des Verbrauchs von Trinkwasser bei Notständen in der Wasserversorgung“, die seit Dezember 2019 in Kraft ist. „Davon sind wir noch ein Stück weit entfernt, dennoch sollten wir schon jetzt sparsam mit Wasser umgehen“, mahnt Dr. Jedynak.